Hallo Flo, lange ist es her seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich glaube, dass war an den Passau Open 2017. Stark auf jeden Fall, dass du dir die Zeit nimmst! 25 Jahre PLV, ein Vierteljahrhundert … Wann und warum bist du damals nach Passau gekommen?
Ich kam im Wintersemester 1996, weil ich Jura „studieren wollte, wo andere Urlaub machen“ – so war jedenfalls damals der Passauer Claim. Und, weil ich schön weit weg von zuhause sein und eine neue Kultur kennenlernen wollte. Rheinland und Niederbayern unterscheiden sich schon sehr (lacht).
Wo hast du damals denn gewohnt in Passau?
Erst in der Theresienstraße, fast direkt hinter dem Cafe Kowalski, dann in der Grünaustraße gegenüber vom Bahnhof. Die Ansagen kann ich heute noch auswendig.
Und wann hast du dann mit Lacrosse angefangen?
Ich habe zuerst versucht, Kunstturnen, Wasserski oder Fallschirmspringen, was ich davor gemacht hatte, in der Region zu finden – ziemlich aussichtslos (lacht). Lacrosse kannte ich schon aus den USA, angefangen habe ich aber dann erst in Passau 1997.
Das heißt du bist ja fast ein PLVler erster Stunde. Wer hat dich denn damals zu Lacrosse verführt?
Ich bin von famous Frank Forster himself angeworben worden – wir beide völlig angeschossen auf einer Passauer Lacrosse-Feier, ich meine um Weihnachten im Ratskeller. Er hat mir mächtig vorgeschwärmt und Honig ums Maul geschmiert und zum Training eingeladen. Als ich – zugegebenermaßen bei Schneetreiben – dann hingegangen bin, war keiner da und er musste erst hektisch „die Jungs“ zusammentrommeln. Aber trotzdem: seitdem habe ich das Fieber.
Warst du dann eigentlich auch direkt an der Vereinsgründung beteiligt?
Ich kam kurz nach der Gründung, viele der Männer und Frauen der ersten Stunde waren aber noch da. Kein Wunder, dass da auch nach Übergabe der Amtsgeschäfte in unsere Hände noch viel reinregiert wurde. Manchmal aber auch völlig zurecht: Frank hat einmal noch kurz vor der Bestellung neuer Trikots verhindert, dass sie Orange & Schwarz statt Orange & Dunkelblau wurden. Damals fand ich den Unterschied unerheblich – nicht auszudenken (lacht)!
Ohje (lacht) – das wäre ja fatal gewesen! Auf welcher Position hast du damals gespielt?
In der Regel Midfield und als Face-off-Middie. Aber ansonsten auch Attack und Longstick, wenn es nötig war – Torwart nie. Dafür habe ich bald zusätzlich die Trainerfunktion übernommen.
Sehr cool! Was war dann dein oder euer größter Erfolg?
Die Turniere in Berlin waren immer toll, die beste Stimmung war vielleicht 1998, wo wir mit einer großartigen Männer- und Frauenkombination angerauscht waren. Nichts geht über das Jugendgästehaus Central!
Persönlich am erfolgreichsten war ich wohl 1998 in Pilsen, wo ich meine Frau Annika kennengelernt habe. Damals eine wesentlich erfolgreichere Lacrossespielerin und heiß umschwärmt (grinst).
Wie lange warst du dann für Passau Lacrosse aktiv?
Ich war mit Ausnahme eines Auslandssemesters bis 2003 in Passau. Zuletzt fürs Team gespielt habe ich aber auf den Passau Open im August 2017. Herrlich!
Wie ging es danach für dich persönlich weiter?
Ich bin nach dem Examen für mein Referendariat nach Hamburg gegangen, habe dort auch zunächst gegründet und mit einer eigenen Kanzlei Unternehmen meines Bruders beraten. 2006 habe ich beim Recyclingunternehmen innerhalb eines großen Familienkonzerns in Duisburg begonnen und dort später als General Counsel und Chief Compliance Officer, und zuletzt als Geschäftsführer einer Einheit in Düsseldorf gearbeitet.
Jetzt bin ich mit der ScrapBees GmbH selbständiger Unternehmer im Bereich Reverse Logistics in Neuss.
Und wie ging es mit Lacrosse weiter?
Ich habe an fast jedem Ort, an dem ich länger als eine Woche zugebracht habe, Lacrosse gespielt: beim Praktikum in Washington bei „Team Reebock / Il Forno“, bei den Referandariatsstationen in Stuttgart und München oder bei Besuchen meiner Eltern bei den Langenfeld Lancers bzw. dem Team Rheinland oder eben 1999/2000 in London, wo ich für Hampstead Lacrosse gespielt habe.
Das ist das ganz große Plus einer Sportart, die aus einer kleinen, aber feinen Gemeinschaft besteht: Auch wenn man irgendwo in der Fremde ist, man kommt durch den Sport sofort in eine tolle Truppe hinein.
In Hamburg habe ich für die erste Mannschaft des HTHC gespielt und die zweite Mannschaft trainiert. Beides sehr erfolgreich, aber nicht Deutscher Meister geworden. Dafür musste ich erst wieder ins Rheinland zurück. Auch dort war ich erst Trainer, 2011 bin ich aber als Spieler mit dem DSC 99 Deutscher Meister geworden. Da bin ich heute noch Mitglied, wie auch natürlich im PLV.
Wow – das klingt sehr bewegt und auch einfach toll! Ich weiss, dass du sehr lange auch Natio gespielt hast. Erzähl uns doch kurz von deiner Karriere?
Ich bin 1998 in die Nationalmannschaft berufen worden, als es einen großen Umbruch anlässlich der WM in Baltimore und durch einen neuen Trainerstab gab. Schon das Tryout war eine tolle Erfahrung. Gespielt habe ich dann jedes Länderspiel für Deutschland zwischen 1998 und 2010 – ein Rekord, glaube ich! Davon zehn Jahre sogar als Mannschaftskapitän.
Alle Urlaubsziele in der Zeit hatten immer mit internationalen Lacrosseturnieren zu tun: Baltimore 98, Manchester 99, Glasgow 2000, Wales 2001, Perth 2002, Prag 2004, London, Ontario 2006, Lahti 2008, Manchester 2010 – das zum Schluss schon mit meiner ersten Tochter.
Die Europäische Lacrosse Community war immer großartig, auch mit vielen Nationalmannschaftskollegen verbindet mich heute eine besondere Freundschaft. Zudem bin ich zusammen mit Flo Klaus 2001 in Wales Europameister geworden.
Kann man sich nicht ausmalen, richtig stark Flo! Welche Erinnerung ist dir denn aus deiner Zeit in Passau erhalten geblieben?
Das Wagnis, damals als Vorstand erstmals eine Lacrosse-Party in einem als Puff verschrienen Laden auszurichten, und für das wir als Vorstand im Vorfeld völlig auseinandergenommen worden waren, geklappt hat. Und besonders der Moment, als dann die Altvorderen, Zigarre rauchend, am selben Abend noch meinten, sie haben es immer gewusst, dass das hinhaut (lacht kräftig).
Das klingt so wild (lacht mit). Was vermisst du denn allgemein an Passau?
Das war insgesamt schon eine sehr unbeschwerte Zeit. Aber die Weihnachtsfeiern und das Ehemaligen Homecoming will ich viel öfter haben. Ihr wisst gar nicht, wie oft wir hier in Neuss kurz davor sind, ins Auto zu steigen und runterzufahren…
Du – ihr seid jederzeit herzlich willkommen – kommts vorbei! Wann hattest du denn das letzte Mal einen Stick in der Hand?
Gestern. Als ich meinen Kindern meinen Schläger, die Handschuhe und den Helm von 1998 abgenommen habe, bevor sie die Sachen zerstören.
Bis Corona habe ich aber für Düsseldorf im Ligabetrieb noch gespielt. Und sobald ich wieder Zeit habe, spiele ich sicher nochmal ein paar Minuten mit, wenn sie mich lassen.
Und sehr gerne bei der nächsten Gelegenheit mit den Eichen in Berlin oder eben mit Euch in Passau!
Das bekommen wir sicherlich hin. Was hast du denn persönlich aus deiner Lacrosse-Zeit mitgenommen?
Ein Lacrosse-Team zu formen, in dem oft sehr unterschiedliche Sporttypen zusammentreffen, ist dem Führen von Teams im Berufsumfeld sehr ähnlich. Einer meiner Lieblingstrainer hat gesagt „Be the best at something“ – das ist ein großartiger Leitspruch für erfolgreiche diverse Teams, und das jeweils Beste versuche ich auch aus den Menschen herauszuholen, mit denen ich arbeite.
Aber mit vielen Lacrossern bin ich sowohl freundschaftlich als auch beruflich verbunden. Einige sind ein Grund, warum ich nach Neuss gekommen bin. Mit vielen habe ich beruflich zu tun, die auch sehr erfolgreich in dem sind, was sie nun tun. Vielleicht, weil sie hier denselben Biss zeigen wie damals schon auf dem Feld. Passau ist schon ein ganz besonderes Pflaster.
Das klingt sehr schön – das freut mich riesig! Zu guter Letzt: Wie sieht dein PLV Dream Team aus ?
Am liebsten alle, mit denen ich zwischen 1997 und 2003 zusammen spielen durfte, das waren irgendwie immer Superteams!
Von den Alten – entschuldigt (lacht): Fuzzy, Gottfried, Robby, Forster und Sergey und am liebsten auch Christoph Perger, was aber leider nicht mehr geht; dann die Riege Staffan, Delker, Andi Kersch, Alex Knauf und den Köppens – Joachim und Oli; besonders gerne die Feiergeneration um Boeminghaus, James, Mehdorn, Fredo Ludorff, Felix Löbbecke und Clemens Böckel; bis hin zur hoch erfolgreichen Garde um Basti Trischler, Jürgen Eckel, Flo Klaus, den Kempfs, Flappel – und, eigentlich immer da, der tolle Sascha Bruss.
Und ein Ersatzhemd muss natürlich auch mit. Nach dem Saus & Braus zerreißen die immer so leicht (lacht).
Überragend – da sollten keine Wünsche mehr offen bleiben (lacht). Danke nochmals Flo und hoffentlich bis bald in Passau!